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Galgenberg Perleberg – Forschungsgrabung 2017

Bereits zum vierten Mal wurde im Herbst 2017 gemeinsam mit der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des Forschungsprojektes "Richtstättenkatalog Brandenburg" eine Forschungs- und Lehrgrabung auf einem historischen Richtplatz des Landes Brandenburg durchgeführt.

Der Perleberger Galgenberg befindet sich noch heute weithin sichtbar nördlich der Stadt an der Reetzer Str. gelegen. Fraglich ist, wie lange sich dort bereits ein Hochgericht befand. Die schriftlichen Erwauml;hnungen zu den Hinrichtungen in der Stadt sind erwartungsgemäß relativ dünn gesauml;t. Hier ist maßgeblich das "Rothe Buch" von Perleberg zu nennen, in dem sich auch die fruuml;heste Angabe zum Galgenberg finden lauml;sst. So heißt es dort, im Jahre 1509 wurden fünf Hexen auf dem Galgenberg verbrannt.

Im Vorfeld zur Grabung erfolgte eine geomagnetische Prospektion. Nach dem Bodenabtrag der Waldkante durch den Bagger erfolgte auf der freigelegten Fläche die Anlage einer Kreuzsondage (20m x 24m), die sich zum einen an den Resultaten der geomagnetischen Messung orientierte, zum anderen auch den höchsten Punkt der Hügelkuppe einschloss. Auf insgesamt 8 Plana konnte hier die Galgenausbruchgrube des letzten Galgens von Perleberg erfasst werden. Die scharf abgegrenzte Grube hatte eine oval-längliche Form, die sich im Profil als trapezartige Eintiefung mit gerader Grubensohle darstellte. Insgesamt verjüngte sich die Grube nach unten. Die Maße betrugen 5,10m x 2,90m. Nach den historischen Darstellungen handelte es sich bei der Galgenanlage um einen eher hölzernen dreischläfrigen Galgen, der ohne Fundament errichtet war. Eine zeitliche Einordnung kann aufgrund des keramischen Fundmaterials nur grob in die Neuzeit erfolgen.

Eine im PQ 14 insitu geborgene Urne, Scherben kleinerer Tassen und anderer bronzezeitlicher Gefäszlig;e sowie Pfostengruben urgeschichtlicher Datierung lassen eine rege Nutzung des Platzes als Grablege für die Verstorbenen bereits in der mittleren bis jüngeren Bronzezeit annehmen. In umliegenden Gruben wurden Skelette von Haustieren (Pferd, Rind) angetroffen, die möglicherweise eine Nutzung als Abdeckereiplatz belegen. Bis auf Leichenbrand der Bronzezeit wurde kein humanes Knochenmaterial angetroffen.
Mit der Erfassung dieser Richtstätte gelang der Nachweis einer imposanten Galgenanlage für den Norden Brandenburgs.

Ergebnisse und Grabungsberichte unter:
https://scilogs.spektrum.de/abenteuer-geschichte/2017/09/
Genesis M. (2017) Justitia an den Höllenhufen. Richtstättenarchäologie auf dem Galgenberg Perleberg, Lkr. Prignitz. In: AiBB 2017, 140-142.