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Galgenberg Bad Belzig - Forschungsgrabung 2018

Nach dem Fund eines Schädels im Wurzelgeflecht eines umgestürzten Baumes fiel die fünfte Richtstättengrabung für Brandenburg eher als Rettungsgrabung im Rahmen der Lehr- und Forschungsrabungen aus. Tatsauml;chlich hatte der Baum bereits 2017 am Rand der bereits 2014 erfassten Fläche des Galgenberges eine große Mehrfachbestattung angerissen. Daran schloss sich 2018 ein Planum an, dass auf einer Fläche von 5,00m x 7,00m zahlreiche Individuen des späten Mittelalters/der Neuzeit sowie Funde der Lausitzer Kultur freigeben sollte.

So wurde ein Skelett in Rückenlage mit einem auf der Brust liegenden Schädel freigelegt. Beim Säubern der Knochen kam ein weiterer erstaunlicher Befund hinzu: Zwei Brustwirbel besitzen zueinander passende tiefe Hiebspuren. Anzunehmen ist, dass das Opfer sich bewegte, sei es, um auf einen Zuruf aus der Schar der Zuschauer zu reagieren oder sich gegen die Enthauptung zu wehren. Man spricht bei derartigen Befunden von mißlungenen Hinrichtungen. Erst ein dritter Hieb erbrachte wohl die erfolgreiche Trennung von Kopf und Rumpf. Ein ebenfalls auffälliger Befund ist in der Sargbestattung eines adulten Mannes zu sehen.

Als außergewöhnlich gilt die Verlochung eines erwachsenen Mannes. Er lag am westlichen Profilrand der Grabungsareals und war unter einer etwa 1,00m mächtigen Steinpackung bestattet worden. Fast scheint es so, als ob der Mann am Rande des Profils daran gehindert werden sollte, seine Grube zu verlassen. Damit läge hier einer jener seltenen Fälle vor, in denen sich die Angst des neuzeitlichen Menschen vor den sogenannten "Wiedergängern" klar abbildet. Wiedergänger sind in den Quellen der Neuzeit immer wieder anzutreffen, doch die entsprechenden Abwehrmaßnahmen nur schwierig nachzuweisen. Vergossenes Weihwasser, geschnitzte Holzkreuze oder auch beigegebene Kräuter sind heute vergangen und so begegnen den Archäologen nur die massiven Maßnahmen, wie z.B. sekundäre Grabeingriffe zur posthumen Enthauptung (vgl. Nösler/Franz) oder die hier vorgefundene Beschwerung mit Steinen.

Auch hier in Belzig stießen wir auf Relikte urgeschichtlicher Nutzung. 2018 gelang die Bergung eines ungestörten Grabensembles, das auf einer Kieselsteinpflasterung gemeinsam mit einer Tasse von einem umgedreht stehenden bauchigen Gefäß geschützt wurde. Zahlreiche Beigefäße lassen darauf schließen, dass vorliegend möglicherweise die elitäre Zentralbestattung des Grabhügels, noch heute auf der Hügelkuppe und nur wenige Zentimeter unter der Geländeoberkante liegend, erfasst wurde.

Ergebnisse und Grabungsberichte unter:
https://scilogs.spektrum.de/abenteuer-geschichte/vorlaeufige-ergebnisse-zur-ausgrabung-galgenberg-bad-belzig-2018/
https://www.youtube.com/watch?v=eqBCdz-kkk0
Genesis M., Jungklaus B. (2019) Geköpft im zweiten Anlauf - Hinrichtung auf dem Galgenberg von Bad Belzig, Lkr. Potsdam-Mittelmark AiBB 2019, 107-110. Nachles- und anschaubar.